14.12.2015 01:00 von Harald Buwert
Weltverbessernde Technologien und die Segnungen eines bedingungslosen Grundeinkommens
Federico Pistono ist 29 Jahre alt, bewegt sich auf der Bühne aber, als hätte er dort schon Jahrzehnte verbracht. In den kommenden 20 Jahren könnten weltweit eine Milliarde Arbeitsplätze verloren gehen, sagt der Absolvent der NASA Singularity University in Kalifornien. Doch das müsse kein Grund zur Besorgnis sein, sofern es gelänge, die Wirtschaft auf eine neue Grundlage zu stellen und mit einer freien Grundversorgung Einkommen und Arbeit voneinander zu trennen.
Aus einem Interview mit dem Autor des Buchs "Roboter stehlen deinen Job, aber das ist OK":
Als ich das Buch schrieb, waren mir die Experimente zum bedingungslosen Grundeinkommen noch nicht bekannt. Studien zur Arbeitslosigkeit, die ich gelesen hatte, kamen zu dem Ergebnis, dass Arbeitslose zu den unglücklichsten Gruppen der Gesellschaft zählen, selbst wenn sie finanzielle Unterstützung beziehen. Daher war ich zunächst gegen solche Unterstützungen.
Allerdings hatte die Studie einen Fehler: Es gab keine Kontrollgruppe. Sie hätten zum Vergleich eine Stadt oder Gemeinde betrachten sollen, wo jeder Unterstützung bezieht. Das ist der entscheidende Unterschied: Wenn du zu den wenigen gehörst, die Geld bekommen, bist du sozial stigmatisiert, wirst als unproduktives Mitglied der Gesellschaft betrachtet, das den anderen Geld wegnimmt. Aus diesem Grund bin ich gegen Arbeitslosenunterstützung. Sie schafft eine Armutsfalle. Die Motivation, daraus auszubrechen, geht gegen null.
Wenn du zum Beispiel 700 Euro Arbeitslosenunterstützung beziehst und dann ein Jobangebot bekommst, bei dem du vielleicht 800 oder 900 verdienst, aber dafür täglich 8 oder 10 Stunden arbeiten sollst, wirst du nicht sehr motiviert sein, das Angebot anzunehmen. Dafür müsste es schon deutlich attraktiver sein, vielleicht bei 4000 Euro liegen oder so. Bei einem Grundeinkommen, das jeder bezieht, sieht es anders aus. Alles, was durch Arbeit verdient wird, kommt hinzu, die Motivation, eine Arbeit aufzunehmen ist entsprechend höher. Zugleich bist du nicht gezwungen, irgendeine beliebige Arbeit aufzunehmen, weil du durch das Grundeinkommen abgesichert bist. Du kannst dich also mit Dingen beschäftigen, die vielleicht finanziell nicht lohnend sind, dir aber Befriedigung verschaffen, dein Leben mit Sinn erfüllen.
Es gibt so viele Dinge, die sozial sinnvoll sind, aber sich finanziell nicht lohnen. Mit einem Grundeinkommen wären wir alle frei, sie zu erforschen. Danach gefragt, was sie gerne tun würden, werden die meisten Leute sagen, sie seien schon immer an X interessiert gewesen, aber das würde sich niemals rechnen, also arbeiten sie lieber in einer Bank.
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