15.08.2012 02:00 von Harald Buwert
Ein neues Buch:
Faulheit. Eine schwierige Disziplin. Essays
Nahezu alle Ursprungsmythen der
Menschheit entwerfen den Menschen als Kulturwesen. Schon in den
Paradiesphantasien leistete er Arbeit, wenn auch im Einklang mit seiner Natur.
Noch war ihm die Unterscheidung zwischen Plackerei und Müßiggang fremd. Das
sollte sich jedoch jäh ändern. Der süße Traum vom Nichtstun wurde geboren. Heute,
da Vollbeschäftigung als Gipfel des gesellschaftlich Erstrebenswerten gilt,
Umtriebigkeit und atemloses "Am-Ball-Bleiben" auch nach der Arbeit
angesagt sind, scheint jeder sich rechtfertigen zu müssen, der am Wochenende
einfach nur Däumchen drehen möchte. Dabei galt Muße zu haben in der Antike als
Ideal, und selbst das Mittelalter übte noch Nachsicht gegenüber dem
antriebslosen Nichtstuer. Erst die Neuzeit brachte die entscheidende Wende:
Fortschrittsglaube und Veränderungswille ließen ihn seine Unschuld verlieren,
machten ihn zur parasitären Existenz. Seit einiger Zeit allerdings beginnt der
Gedanke der Entschleunigung wieder an Akzeptanz zu gewinnen. Nicht nur die
Oblomows der Literatur dürfen somit auf heimliche Sympathien hoffen, sondern
auch derjenige, der sich der allgemeinen Geschäftigkeit verweigert. Und
dennoch: Kaum je schien es angesichts allgegenwärtiger Freizeitangebote und
digitaler Zerstreuungen so schwer wie heute, faul zu sein.
Manfred Koch: Faulheit. Eine schwierige Disziplin. Essays
zu Klampen! Verlag, Hardcover, 158 Seiten
ISBN 9783866741690, 19,80 €
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