Der Laden läuft, wenn nur ein Drittel der Bevölkerung arbeitet

08.01.2019 01:00 von Harald Buwert

Mit den Sanktionen des Arbeitslosengelds II nimmt man Menschen die Freiheit, "Nein" zu schlechten Arbeitsbedingungen und niedrigen Löhnen/Gehältern zu sagen. Logische Konsequenz: Arbeitgeber drücken die unteren Lohngruppen auf ein Niveau knapp über das ALG II, mit dem Anreiz: "Immerhin mehr als Hartz IV" … Was passiert eigentlich, wenn die Hälfte der Bevölkerung nicht arbeitet? Oder gar zwei Drittel? Dann passiert gar nichts. Denn das ist der Status quo. Laut aktuellsten Daten der Bundesagentur für Arbeit gab es im September 2018 33,4 Millionen sozialversicherungspflichtig Beschäftigte. Rechnet man die Teilzeitbeschäftigten in Vollzeitbeschäftigte um, und lässt man die sozialversicherungs- und steuerfreien Taschengeld-Minijobs außen vor, finanzieren heute etwa 28 Millionen Vollzeit-Arbeitsplätze fast doppelt so viele Menschen, die nicht arbeiten. Anders ausgedrückt: Der Laden läuft, wenn nur ein Drittel der Bevölkerung arbeitet … Es gibt keine Notwendigkeit, immer mehr Arbeitskräfte in den Markt zu pressen, so lange es nicht nennenswert viele wirklich wichtige offene Stellen gibt, die von angeblichen oder tatsächlichen "Drückebergern" besetzt werden könnten. - Quelle: https://www.heise.de/tp/features/Arbeitsverweigerer-sind-nuetzlich-fuer-Arbeitnehmer-4262643.html?seite=all

David Graeber über "Bullshit Jobs", einen Kapitalismus, in dem unnötige Arbeit bezahlt wird: „Meistens ist man doch froh, wenn man einen halbwegs gut bezahlten Job ergattert hat, seine Studiengebühren zurückbezahlen oder seine Familie ernähren kann. Es ist ja kein Geheimnis, dass die Jobs, die einen ganz direkten Nutzen haben - wie Erzieher, Pfleger oder Automechaniker - schlecht bezahlt sind. Wenn man dann die Menschen mit sinnlosen Jobs vor die Wahl stellt, ihr Einkommensniveau zu senken - und somit den Lifestyle aufzugeben, den sie sich aufgrund des Einkommens leisten können - und stattdessen etwas Sinnvolles, aber eben schlechter Bezahltes zu machen, lehnen die meisten dankend ab.“ Das Interview: https://www.heise.de/tp/features/Arbeit-ueber-alles-4266546.ht

Zurück

Einen Kommentar schreiben