Januar 2018

31.01.2018 01:00 von Harald Buwert

Zur Diskussion: Arbeitszeit

Unser Job ist das, was uns ausmacht. So haben wir es gelernt. Warum es an der Zeit ist, diese Idee endlich zu verabschieden ... Zwar gibt es mittlerweile ein wachsendes Unbehagen an den vielen Formen von ökonomisch unsinniger Scheinbeschäftigung und Mehrarbeit sowie an der chronischen Unterbewertung unbezahlter, zumeist weiblicher Arbeit. Doch die politische Formel, auf die man sich geeinigt hat, scheint weiterhin die herrschende Norm männlicher Lebensverläufe zur Voraussetzung zu nehmen. Die Benachteiligung weiblicher Lebensverläufe wird mit der einfachen Losung beantwortet: mehr weibliche Erwerbsbeteiligung. So werden die Doppel- und Mehrfachbelastungen chronisch, in denen sich Menschen wiederfinden, wenn sie sich nicht nur für Lohnarbeit, sondern auch für unbezahlte familiäre und andere soziale Arbeit zuständig fühlen. Man bürdet sie den Betroffenen als ihr Privatproblem auf und versucht, die Nachteile mit teuren öffentlichen Betreuungseinrichtungen abzumildern. Zugleich zeichnet sich längst ein Projekt der sozialen Spaltung ab: Die Besserverdienenden und Höherqualifizierten lösen ihre Probleme der Haus- und Sorgearbeit, indem sie sie an andere delegieren. Willkommen in der Dienstbotengesellschaft.
Ob uns auf die Frage nach der Zukunft der Arbeitsgesellschaft eine politisch und kulturell überzeugende Antwort einfällt, hängt davon ab, ob wir uns bewusst sind, dass es hier um die Neuerfindung der Gesellschaft geht.

Autor: Michael Hirsch ist Philosoph, Kunsttheoretiker und Politikwissenschaftler. 2016 erschien sein Buch Die Überwindung der Arbeitsgesellschaft.
Der ganze Artikel erschien in „der Freitag“, Ausgabe 51/2017: www.freitag.de/autoren/der-freitag/das-salz-des-lebens

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10.01.2018 01:00 von Harald Buwert

Diskussion ums BGE auf den „nachdenkseiten“

Antworten und Argumente von Jens Berger, nachdenkseiten.de (gewerkschaftsorientiert), gegeben in der Diskussion ums BGE dieser Tage (http://www.nachdenkseiten.de/?p=41849): JB: „Es kann doch nicht Aufgabe der Gemeinschaft sein, ein aus den Fugen geratenes Niedriglohnsystem am Leben zu erhalten! Ziel muss es sein, dass diese Menschen von ihrer Arbeit leben können. Wenn man dies nicht so deutlich sagt und die Differenz aus einem Topf ausgleichen will, in den wir alle einzahlen, dann ist dies nichts anderes als eine Subventionierung von Unternehmen, die keine gesellschaftlich tragbaren Löhne zahlen. Daher ist die Einbeziehung von Vollzeitarbeitnehmern in die BGE-Debatte m. E. auch nicht sinnvoll.“ – „... braucht es dafür ein Umverteilungsmonster, bei dem eine Billion Euro umverteilt werden muss? Es kann doch nicht sein, dass wir den Raubbau an der gesetzlichen Rente einfach akzeptieren und keine notwendige Wiederherstellung eines gerechten Rentensystems fordern, sondern den Ausweg in einer Utopie sehen, die – das sehen ja selbst die meisten Befürworter des BGE so – noch gar nicht richtig durchdacht und auch mittel- bis langfristig kaum eine Chance auf Verwirklichung hat. Lassen Sie uns für eine gerechte Rente kämpfen, dann müssen wir die Armutsrentner auch nicht mehr vor den Karren der BGE-Forderungen spannen.“ – Auf die Frage „Unser kaputtgespartes Sozialsystem funktioniert gut?“ antwortete er: „Natürlich. Gehen Sie bitte nicht den Neoliberalen auf den Leim, die durch ihre Sabotage des Sozialsystems nun den Eindruck vermitteln wollen, ein solches System sei nicht mehr zeitgemäß oder gar dem Untergang geweiht. Die lachen sich nämlich ins Fäustchen, wenn sie mitbekommen, dass Kritiker nun selbst das Sozialsystem abschreiben und abschaffen wollen. Ein finanzierbares BGE ist zu niedrig, um die Menschen wirklich „frei“ zu machen und ein BGE, das die Menschen „frei“ macht, ist schlicht unfinanzierbar. Und das sind keine Spitzfindigkeiten eines Ökonomen, die die philosophische Ebene ignorieren, sondern schlicht Fakt. Man kann durchaus gesellschaftliche Utopien entwerfen. Aber man sollte dann auch klar sagen, dass es sich um Utopien handelt, die mittel- bis langfristig nicht realisierbar sind. Daher weigere ich mich auch, Betrachtungen darüber anzustellen, welchen Einfluss ein BGE auf die Kultur oder das Zusammenleben hätte.“

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06.01.2018 01:00 von Harald Buwert

die Debatte kritisch neu beleben

„Ein Grundeinkommen, das sowohl allgemein als auch bedingungslos, also wirklich für jedermann ist, ist kontraproduktiv, da die allermeisten Menschen bei einem Ersatz des heutigen Sozialsystems durch einen Pauschbetrag nicht besser, sondern viel schlechter gestellt werden.“ So argumentiert Jens Berger von den „nachdenkseiten“: Nun beschäftigen wir von den NachDenkSeiten uns ja schon länger kritisch mit dem Thema und ... auch prominente Ökonomen wie Heiner Flassbeck oder der Politikwissenschaftler und Armutsforscher Christoph Butterwegge lehnen ein Grundeinkommen kategorisch ab ... Vielleicht ist es Zeit, die Debatte kritisch neu zu beleben? Denn ein „No-Brainer“ ist das Grundeinkommen ganz sicher nicht ...
Sein Artikel: www.nachdenkseiten.de/?p=41787

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